Überraschend kam es nicht, dennoch war die Freude und Erleichterung am 2. Oktober groß, als aus dem dem Affenhaus vermeldet wurde: „Die kleine Mangabe ist da, es ist alles okay.“ Beim jüngsten Mitglied der Landauer Gruppe der Weißscheitelmangaben handelt es sich bereits um das fünfte Jungtier des damit sehr erfahrenen Zuchtweibchens CONCHITA, das im Jahr 2008 im Zoo in London geboren wurde und seit September 2011 im Zoo Landau lebt. Demenentsprechend gelassen ist die Mutter und hat es die momentan insgesamt 11köpfige Gruppe des Zoos aufgenommen. Für Vater CHARLES ist es bereits das 12. Jungtier. Bei Primaten fällt der z.B. bei den Huftieren übliche Gesundheitscheck in den ersten Lebenstagen, bei denen die Tiere auch ihren Transponder zur eindeutigen Identifizierung gesetzt bekommen aus, um die wichtige Mutter-Kind-Bindung nicht zu stören. Aus diesem Grund ist auch das Geschlecht des Jungtieres noch nicht bekannt. Zoogäste durften sich bereits am Geburtstag des Kleinen freuen, denn CONCHITA zeigte sich bei schönstem Spätsommerwetter bereits im Außengehege. Die meisten konnten es kaum glauben, dass ein Affenbaby, das schon so aufmerksam in die Welt schaut, noch weniger als 24 Stunden alt ist. Weißscheitelmangaben gehören zu den bedrohtesten Affenarten der Welt. Sie kommen nur in wenigen verbliebenenen Waldstücken im Grenzgebiet von Ghana und der Elfenbeinküste in Westafrika vor. Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) nimmt der Bestand dieser Art noch immer rapide ab, da ihr Lebensraum weiter geschädigt wird und der Jagddruck, insbesondere in Ghana, zunimmt. Es wird davon ausgegangen, dass die Populationszahlen der Art in den letzten 27 Jahren um mindestens 50 % zurückgegangen sind, obwohl der Rückgang möglicherweise noch gravierender war, was eine Einstufung in der zweithöchten Gefährdungskategorie der Roten Liste (stark gefährdet) rechtfertigt. Der Nachzucht zum Erhalt einer gesunden und stabilen Reserverpopulation in Menschenobhut kommt also eine besondere Bedeutung zu. Neben der Teilnahme am Europäischen ex-situ-Programm (EEP) bemüht sich der Zoo Landau außerdem als Mitglied der West African Primate Conservation Action (WAPCA), einer vom Zoo Heidelberg geleiteten Artenschutzorganisation, für den Schutz der Art vor Ort. WAPCA ist sehr erfolgereich darin, die verbleibenden Lebensräume gemeinsam mit den ortsansässigen Gemeinden vor illegalem Holzeinschlag und die Fauna vor illegaler Jagd zu schützen. Die Organisation betreibt umfangreiche Umweltbildungsmaßnahmen und eine Auffang- und Zuchtstation für Weißscheitelmangaben und die ebenfalls stark bedrohten Roloway-Meerkatzen, die gemeinsam als Flagschiffarten für den Schutz des Upper Guinea Forest in Ghana und der Elfenbeinküste dienen. Aus dieser Station erreichte das Zooteam am Wochenende außerdem die Nachricht, dass der Landauer Zuchtmann CHARLES bereits zum zweiten Mal Großvater geworden ist. Seine erste Tochter, 2013 im Zoo Landau geboren, wurde im Jahr 2017 im Rahmen des EEP zurück in ihr Heimatland geschickt und zieht ihr inwischen zweites Jungtier erfreulicherweise erneut ohne Probleme auf. Der Zoo Landau scheut kaum Arbeit und finanzielle Belastungen, um dieses Projekt zu unterstützen. In diesem Frühsommer wurde bereits die zweite Nachzucht, ein im Jahr 2016 geborenes Weibchen, ebenfalls nach Ghana geschickt. Die Nachkommen der Landauer Tiere könnten möglicherweise zu den Tieren zählen, die zukünftig wieder durch gut geschützte ghanaische Wälder streifen. Mit einem naturnahen Gehege, in dem einige Mangaben unter „halb-wilden“ Bedingungen gehalten und von einem Forscherteam überwacht werden, ist WAPCA den ersten Schritt in Richtung Auswilderung von zoogeborenen Tieren bereits gegangen.
Mehr zur Arbeit von WAPCA finden Sie unter www.wapca.org