Klimaneutraler & nachhaltiger Zoo Landau
„Zoo zu sein … verpflichtet !“
Eine ständig steigende Nachfrage nach natürlichen Ressourcen und ein bisher beispielloses Niveau an Handels- und Konsumtätigkeit hinterlassen immer deutlicher ihre Spuren in den Ökosytemen der Erde. Aus diesen allgemeinen Entwicklungen ergibt sich auch für Zoologische Gärten eine hohe Verantwortung, negative Einflüsse auf die Umwelt zu reduzieren und unter Beachtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte positive gesellschaftliche Beiträge im Sinne einer Entwicklung zur Nachhaltigkeit zu leisten. Kaum eine andere Art Kultur-, Bildungs- und Freizeitinstitution als ein modern geführter Zoo ist in Bezug auf die große Zahl und die altersmäßige, soziale und intellektuelle Heterogenität seiner Nutzer besser geeignet, die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit am eigenen guten Beispiel zu kommunizieren.
Das im Jahr 2000 für den Zoo Landau in der Pfalz übernommene Leitbild, die sogenannte „Welt-Zoo- und -Aquarium-Naturschutz-Strategie“, fordert die Entwicklung der Zoos hin zu Arten-, Naturschutz- und Umweltbildungszentren. Eine im Jahr 2007 begonnene kritische Eigenevaluierung im Zoo Landau in der Pfalz offenbarte für den Zoo vorzeigbare Ergebnisse insbesondere in Bezug auf den weiten überregionalen Erholungswert, das nachvollziehbare in situ-Artenschutzengagement und eine beispielhafte Umweltbildung. Hinsichtlich der Umsetzung und des Marketing nachhaltigen Wirtschaftens im eigenen Betrieb, wurde jedoch ein erheblicher Handlungsbedarf deutlich. Aus der Verpflichtung heraus, den „ökologischen Fußabdruck“ der Institution Zoo möglichst klein zu halten und im Zeichen der globalen Klimaproblematik, strebt der Zoo Landau in der Pfalz seither unter anderem eine CO2-Neutralität im Rahmen seines Gesamtbetriebs an. Auch betriebswirtschaftliche Erwägungen, insbesondere die Senkung der allgemeinen Betriebskosten, waren und sind hierfür ein nicht unbedeutender Motivationsaspekt. Seit dem offiziellen Start des Projektvorhabens „CO2-neutraler und nachhaltiger Zoo Landau“ am 21.11.2007, damals im Beisein der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Margit Conrad und zahlreicher Gäste, konnten der Zoo und die Zooschule Landau etliche Vorhaben realisieren oder auf den Weg bringen. Viele Kooperationspartner unterstützen die Zooleitung dabei fachlich und praktisch.
Unsere Bilanz … eine Herausforderung
In einem ersten Schritt wurden, durch eine studentische Arbeitsgruppe des Zoologischen Instituts der Universität Greifswald, sämtliche CO2-Emissionen, die der Zoo Landau im Rahmen seines Betriebs verursacht, näherungsweise ermittelt. Unter der wissenschaftlichen Betreuung durch PD Dr. Udo Gansloßer wurde dabei nicht nur der betriebseigene Strom- und Gasverbrauch berücksichtig, sondern jede erdenkliche Emissionsquelle, wie z.B. auch anreisende Besucher bzw. Mitarbeiter oder die Anlieferung von Futtermitteln. Je umfangreicher die Ausgangsdatenlage hierfür ist, umso präziser kann die Emissionsermittlung erfolgen. Bei dem insgesamt sehr aufwendigen Prozess konnten teilweise jedoch nur Näherungswerte auf Grund der Ergebnisse von Besucherbefragungen oder anderen statistische Auswertungen herangezogen werden. Daher sind auch die daraus resultierenden CO2-Emissionswerte nur Schätzwerte. Die Erstellung einer fundierten Energiebedarfsanalyse für Einzelgebäude bzw. Gehegekomplexe im Zoo steht vor der Herausforderung, die für die Kalkulation von Wohngebäuden verfügbaren EDV-Programme sinnvoll für Stallgebäude und andere bauliche Strukturen wie Gehege anzuwenden. Wie oft in zoologischen Einrichtungen üblich, die sich über Jahrzehnte schrittweise und meist unter erheblichen finanziellen und personellen Restriktionen entwickelt haben, fehlen teilweise Baupläne, die über bauliche Details (z.B. verwendete Bau- und Dämmmaterialien) Auskunft geben. Meist sind Wärmequellen zur Beheizung dezentral und elektrisch oder mittels kleinerer Gasthermen gestaltet. Im Zoo Landau werden die Ergebnisse einer jüngst abgeschlossenen gesamthaften Erfassung in eine langfristige Energieplanung des Zoos einfließen. Ziel ist es nun, die Emissionsquellen, die durch den Zoo direkt beeinflusst werden können, weitest möglich zu reduzieren. Andere CO2-Quellen sollen durch verschiedenste Maßnahmen langfristig kompensiert werden.
Energiesparen, … gut für die Umwelt, den Geldbeutel und das „Betriebsklima“
Natürlich gelten für einen Zoo im Allgemeinen dieselben simpel erscheinenden Ansatzmöglichkeiten für Energieeinsparungen oder nachhaltigere Wirtschaftsweisen, wie in anderen Betrieben oder im privaten Haushalt. Und trotzdem stellen gerade die naheliegenden Maßnahmen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Zoos täglich vor die Herausforderung, teilweise über Jahrzehnte angewandte Praktiken kritisch zu hinterfragen und wo es sinnvoll ist zu ändern. Die vorrangigen Ziele z.B. es Arbeitsschutzes oder optimaler Haltungsbedingungen für die Tiere in unserer Obhut sollen und dürfen darunter nicht leiden. Unumgänglich ist es naheliegende Handlungsweisen durchgängig auf allen Ebenen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tief im Bewusstsein zu verankern und dabei niemanden aus seiner persönlichen Verantwortung zu entlassen.
Im sogenannten Affen- und Warmhaus des Landauer Zoos und der benachbarten Futterküche besteht der Hauptbedarf an Heizung und Warmwasser. Daher wurde geprüft, ob ein Teil dieses Energiebedarfes durch Solarthermie auf dem Dach abgedeckt werden kann. Da inzwischen jedoch die zentrale Wärmeversorgung durch Anschluss auch dieses Gebäudes an ein kommunales Nahwärmeverbundsystem in Planung ist, wurde diese Option auch wegen der nicht unerheblichen Investitionskosten zurückgestellt. Um die teils tropische Wärme effektiver in den Schaugehegen zu halten wurde schrittweise mit der Optimierung der Außenwanddämmung durch Vollwärmedämmputz (mind. 10 cm) begonnen. Große fachliche Kompetenz ist hinsichtlich der Beurteilung bauphysiologischer Effekte derartiger Maßnahmen notwendig. Dämm und Abdichtungsmaßnahmen u.U. auch nur im kleineren Rahmen sollten nicht ohne die Planung und Aufsicht eines Architekten erfolgen.
Auch in Hinblick auf den Neubau von Stallgebäuden und Anlagen hat der Gedanke der Nachhaltigkeit im Zoo Landau seit längerem Fuß gefasst. Hervorragend bewährt hat sich unter verantwortlicher Planung des Landauer Architekturbüros Peter Buchert die Erstellung von Gebäuden in sogenannter Holzständerbauweise mit Gründächern. Das sehr ausgeglichene Gebäudeklima im Sommer wie Winter und der geringe energetische Bedarf sind nach inzwischen mehrjährigen Erfahrungen z.B. mit den neuen Stallgebäuden für afrikanische Huftiere oder aber der neuen Zooschule hervorragend. Hierbei ist anzumerken, dass diese schnelle und kostengünstige Bauweise nicht uneingeschränkt für jegliche Tierhaltung geeignet ist. Die Verwendung von Holz als wesentlichem Baustoff hat seine Grenzen bei der Haltung von Tieren, die auf ständig warm-feuchtes Klima angewiesen oder wasserlebend sind oder sich durch große körperliche Kraft bzw. Beiß- oder Nagefreudigkeit auszeichnen. Auch der Möglichkeit der Beschädigung durch Nagetiere oder holzfressende Wirbellose ist vorzubeugen. Ein weiterer Vorteil der Holzständerbauweise wird sich im Rahmen einer ständig an neue Haltungserkenntnisse und –anforderungen anzupassende Zooarchitektur erweisen. Genauso sparsam und umweltfreundlich wie der Aufbau wird sich zukünftig der Abriss und die Entsorgung solcher Gebäude erweisen. Diese Überlegungen führten u.a. auch dazu, auf die enorm energiefressende Verwendung von Beton und Kunstfels möglichst zu verzichten und stattdessen auf regional vorhandenen Naturfels oder Holz aus dem Landauer Stadtforst als Bau- und Dekorationsmaterial zurückzugreifen. Diese Materialien sind zudem kostengünstig, wegen kurzer Anlieferungswege energieeffizient und deren Erwerb stärkt die heimische Wirtschaft.
Kompensieren, … was nicht vermieden werden kann
Auf den Dächern der Zooschule (ca. 12 kW) und des Stroh- und Heulagers (ca. 25 kW) wurden bereits Fotovoltaikanlagen installiert, als ein lokaler Weg CO2-Emissionen rechnerisch zu kompensieren. Eine weitere Anlage (ca. 20 kW) entstand 2010 auf dem Dach des Zoogastronomieneubaus. Dem vorausgegangen war eine digitale Inventarisierung potentiell geeigneter Dachflächen im Zoo Landau im Rahmen einer studentischen Facharbeit der Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau. Verschiedene technische und ästhetische Kriterien fanden hierbei Berücksichtigung, die eine Entscheidung nicht immer einfach machen. Technisch zu bedenken sind, teilweise auch in Bezug auf die Installation von Solarthermie, u.a. die Ausrichtung, die mögliche Beschattung, die bauliche und statische Ausführung der potentiell nutzbaren Dachflächen. In Abstimmung mit dem Energieversorger ist außerdem zu klären, wo und wie erzeugter Strom in das vorhandene Netz eingespeist bzw. abgerechnet werden kann. Teils steht die Installation von Solaranlagen technisch und ästhetisch im Widerspruch zu gestalterischen Anliegen. Dieses betrifft z.B. die Installation von Solarmodulen auf Stallgebäuden im exotischen Baustil, sofern diese von Besuchern einsehbar sind, oder bei Dachbegrünungen, die ihren eigenen ästhetischen und ökologischen Wert haben. Klar stellt sich im Zoo Landau auch die Frage der Finanzierung, die bisher aus Eigenmitteln nicht möglich war bzw. ist. Bei der Verpachtung geeigneter Dachflächen und bei der Beteiligung an Rückvergütungen ist den ökonomischen Bedürfnissen der Vertragspartner (Investor und Zoo) durch verschiedenste mögliche Vertragsmodelle Rechnung zu tragen.
Ebenfalls im Rahmen einer studentischen Fallstudie wurden die Möglichkeiten einer Biomasseverwertung, z.B. des Zoomists und von Grünschnitt, in verschiedenen Vergärungsverfahren geprüft. Allerdings erwies sich u.a. auf Grund der Inhomogenität und auch der zu geringen Menge an Biomasse eine eigene Biogasanlage sowohl für das Nass- wie auch für das Trockenvergärungsverfahren als nicht realisierbar. Zudem sind die Investitionskosten, der nicht unerhebliche Platzbedarf und die potentielle Geräusch- und Geruchemission für den Zoo Landau bislang unlösbare Herausforderungen. Der Verwertung von Biomasse des Zoos könnte aber im Zusammenhang mit einem derzeit diskutierten kommunalen Großprojekt zur Biomassenutzung zukünftig eine neue Bedeutung zukommen. Aber auch hier sind Detailfragen zu klären, wie z.B. „Zoomist“ aus abfall- und seuchenrechtlichen Gesichtspunkten zu bewerten und zu verwerten ist.
Unter den gesamthaften CO2-Emissionen, die der Zoo Landau im Rahmen seines Betriebes verursacht, schlagen insbesondere die durch die Anreise der Zoobesucher entstehenden CO2-Emissionen zu Buche. Um dem entgegen zu wirken ist es das Ziel, möglichst viele Besucher zur Anreise mit Öffentlichen Nahverkehrsmitteln (ÖPNV) zu motivieren.
Völlig neue Möglichkeiten zur zusätzlichen Unterstützung des in situ-Artenschutzes erschließen sich durch eine erstmals vom Zoo Landau entwickelte Ideen. Grundlage des Konzeptes ist dabei, dass die begrenzten Finanzmittel für die letztendlich auch notwendigen CO2-Kompensationsmaßnahmen nicht einfach zum Erwerb von Klimazertifikaten eingesetzt werden sollen. Im Zuge des Selbstverständnisses des Zoos möchte dieser direkter nachhaltig aktiv sein. Im Rahmen von Kooperationen mit dem Landauer Freizeitbad La Ola wird gemeinsam ein Wiederaufforstungs- und Waldschutzprojekt in den Philippinen unterstützt. Der Zoo Landau, der schon lange für den Natur- und Artenschutz auch dort engagiert ist, vermittelte dazu den Kontakt zwischen der Stadtholding Landau GmbH, als Trägerin des Freizeitbades zu einer lokalen Partnerinstitution, der Katala Foundation Inc., die das Projektvorhaben vor Ort praktisch umsetzt. Vorrangiges Ziel ist es, intakte Primärwaldflächen zu schützen und degradierte ehemalige Waldflächen als neue Kohlenstoffspeicher mit indigenen Gehölzarten aufzuforsten. Auch der Landauer Oberbürgermeister, Thomas Hirsch, sieht in dieser besonderen Kooperation viele Vorteile. Im Gegensatz zur möglichen alternativen Kompensationszahlung der Stadtholding an eine „anonyme“ CO2-Handelsgesellschaft, werden verfügbare Gelder in einem bekannten Projekt für nachvollziehbare Zwecke verwendet. Die Kooperation zweier kommunaler Landauer Institutionen und ihr Engagement in einem Entwicklungsland auf dem Gebiet des Biodiversitäts- und Klimaschutzes erfüllt auch Anforderungen gemäß des Agenda 21-Prinzips. Das Vorhaben fördert in positiver Weise die Zusammenarbeit wissenschaftlicher bzw. wissenschaftlich geleiteter Institutionen.
Tue Gutes … und sprich bzw. lehre darüber
Der Leitung des Landauer Zoos liegt insbesondere auch der Aspekt der Sensibilisierung breiter Bevölkerungsschichten für die Themen Klima- und Artenschutz am Herzen. Wie so oft, sind die diversen geschilderten Aktivitäten des Zoo Landau zu Gunsten des Klimaschutzes bzw. zu mehr Nachhaltigkeit, gerade wenn zusätzliche Investitionen notwendig werden, für Entscheidungsträger oder auch die breitere Öffentlichkeit nicht immer selbsterklärend. Es wird daher von Seiten des Zoos viel Zeit und Energie dafür aufgewendet, die Motivationen für dieses Handeln darzulegen sowie Planungen bzw. Ergebnisse zu kommunizieren.
Durch die Zooschule Landau, die sich von ihrem Selbstverständnis inzwischen als eine Einrichtung für Bildung für Nachhaltigkeit versteht, wurde das unterrichtliche Angebot umfangreich ausgeweitet. Unter der fachlichen Betreuung der Leiterin der Zooschule Landau, Dr. Gudrun Hollstein, wurden praxis- und erlebnisorientierte Unterrichtseinheiten wie zu den Themen „Solares Basteln“, „Ohne Wasser – kein Leben“ oder die Planung einer „nachhaltigen Geburtstagsfeier“ neu entwickelt. Diese in vieler Hinsicht innovativen Bildungsansätze wurden inzwischen durch mehrfache nationale und internationale Auszeichnungen, darunter drei im Rahmen der UNESCO-Dekade Bildung für Nachhaltigkeit, gewürdigt. Auch ein neuer 13 Tafeln umfassender Sonnen-Lehrpfad im Zoo, der dank Sponsorenunterstützung vor kurzem eingeweiht werden konnte, wird für die Umweltbildungsarbeit genutzt.
In jüngster Zeit eröffnete sich durch ein regional ansässiges Druckereiunternehmen die Option, gegen einen rel. geringen Aufpreis, Druckereierzeugnisse wie z.B. Infobroschüren klimaneutral zu produzieren. Die Verwendung von ungebleichtem Umweltpapier für jegliche Korrespondenz und die zunehmende digitale und damit papiersparende Archivierung von Unterlagen und Daten ist in der Zooverwaltung schon länger etabliert.
Ambitionen … für die Zukunft
Konkret umgesetzt wurde im Sommer 2010 die Anbindung wesentlicher Zoogebäude an ein kommunales Nahwärmenetz. Zu den besonderen Vorteilen zählt dabei, dass die ökonomisch und ökologisch völlig ineffiziente, dezentrale Wärmeversorgung diverser Gebäude und Räume wesentlich effektiver gestaltet werden kann. Die Klimabilanz des Zoos könnte sich in signifikanter Weise zusätzlich verbessern, wenn die Wärme nicht wie derzeit noch geplant durch Erdgasverbrennung sondern zentral durch andere regenerative Energiequellen erzeugt wird.
Das ebenfalls im Sommer 2010 fertiggestellte Zoorestaurantgebäude wird nach den derzeit höchsten baulichen Standards beinahe einen Passivenergiehausstandard erreichen (EnEv 2009 -65%). Auch hier kommt das Prinzip der Holzständerbauweise zur Anwendung. Der Gesamtwärmebedarf des Gebäudes, welches zudem die neue Zookasse, einen Zooshop und Besuchersanitäranlagen umfassen wird, wird mit nur 6,5 kW kalkuliert. Für die Übergangs- und Winterzeit wird ein 7 kW-Ofen, der mit Holz befeuert wird, nicht nur für ein behagliches Gastraumambiente sorgen, sondern primäre Heizquelle für das gesamte Gebäude sein. Unbehandeltes Holz als Brennstoff aus regionaler Herkunft ist aus Resten von Gehegebau- und –dekomaterial, sowie ständig anfallendem Baumschnitt in ausreichender Menge verfügbar. Die Wärmeverteilung wird dabei über ein kontrolliertes Be- und Entlüftungssystem gewährleistet. Es erscheint sogar möglich, dass unter Einbeziehung des Energiegewinns aus einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Standard eines Nullenergiehauses erreicht werden kann. Auch die Einrichtung und technische Ausstattung der Gastronomieküche wird nach modernen energieeffizienten Konzepten gestaltet. Die Küchenabluft wird z.B. durch eine sog. Induktionshaube abgeführt, die nur noch 40% des Energiebedarfs im Vergleich zu konventionellen Abzugshauben hat. Energie- und wassersparende Spülmaschinen sind ebenso Teil der Ausstattung wie wasserlose Herrensanitäranlagen. Auch in Hinblick auf das gastronomische Angebot soll das Zoorestaurant einem Modellcharakter gerecht werden. Regionalität und Saisonalität der verwendeten Rohstoffe und soweit möglich Produkte, die nach anerkannten Biostandards erzeugt wurden, sollen bevorzugt als Wahloption für die Restaurantnutzer Verwendung finden.
Viele der verwirklichten und geplanten Maßnahmen sollen den Weg bereiten, um den Zoo Landau in absehbarer Zukunft nach den Standards der ISO 14001 zertifizieren zu lassen. Ohne Zweifel ist dieses angesichts sehr enger finanzieller und personeller Rahmenbedingungen ein ähnlich ambitioniertes Ziel, wie die angestrebte Klimaneutralität des Zoo Landau in Rahmen seines Gesamtbetriebs. Eine wesentliche Unterstützung bei der Erstellung eines fachlich fundierten Klimaschutzteilkonzepts erhielt der Zoo Landau in der Pfalz durch ein Förderprogramm im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.
Mehr Informationen zum Thema „Nationale Klimaschutzinitiative" und zum laufenden Förderprogramm (Fördernummer: 03K02080):
Klimaschutz und Nachhaltigkeit – wo steht der Landauer Zoo?
Der Zoo Landau in der Pfalz sieht sich im Rahmen seines Leitbildes den Anforderungen gemäß der Welt-Zoo- und Aquarium-Naturschutz-Strategie in besonderer Weise verpflichtet. Im Jahr 2007 unterzog sich der Zoo einer ersten kritischen Evaluierung in Bezug auf die im Rahmen des Gesamtbetriebes erzeugten CO2-Emissionen. Zudem richtet sich der Blick seither auf Fragen einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise. In dem fortlaufenden Prozess werden positive Potentiale hinsichtlich betriebswirtschaftlicher Daten erkennbar und auch unkonventionelle Ideen entwickelt, um sich den gesteckten Zielen anzunähern. Allerdings stößt die von finanziellen und personellen Restriktionen geprägte und daher bisher oft auch autodidaktische Vorgehensweise in einem vergleichsweise kleinen Zoobetrieb immer wieder an Grenzen.
Mit dieser Erkenntnis wurde die Zooverwaltung nach Recherche auf ein seit 2008 laufendes Förderprogramm des Bundesumweltministeriums (BMUB) aufmerksam, mit der über die Nationale Klimaschutzinitiative Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten, initiiert und gefördert werden. Die Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmer, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Mit einer gewährten Fördersumme von knapp € 16.000 konnte Anfang 2017 durch ein Fach-Ingenieurbüro eine grundlegende Bestandsaufnahme von 26 Zoo-Gebäuden erfolgen. Diese umfasste auch eine Gesamtaufnahme der Leitungswege aller Medien (Strom, Gas, Wasser). Neben der Flächenermittlung (als Bruttogeschossflächen) wurde auch der Wärmebedarf der betreffenden Gebäude ermittelt sowie die Qualität der Gebäudehüllen und technischen Anlagen beurteilt. Die gewonnen Daten mündeten in der Bildung von energetischen Kennwerten (kWh/m²) mit daraus resultierender Abschätzung für Energieeinsparungspotentiale mit einem Maßnahmenkatalog:
Durch die Umsetzung folgender Maßnahmen kann der Zoo Landau in der Pfalz einen Meilenstein im Rahmen seiner ambitionierten Klimaschutzziele erreichen:
• nach der Ausführung aller Maßnahmen werden keine fossilen Brennstoffe mehr benötigt und die letzten Gaskessel durch Pelletskessel
• ob alternativ der Einsatz von Wärmepumpen sinnvoll sein kann, ergibt sich ggf. bei der Ausführungsplanung
• von 76.925 kWh Strom, die zur Wärmeerzeugung genutzt wurden, werden 55.300 kWh eingespart
• von 308.000 kWh Wärme, die aus Gas und Nahwärme gewonnen werden, können 178.885 kWh eingespart werden
• insgesamt werden 78 t von ursprünglich 176 t CO2 eingespart, was einer Reduzierung um 45% entspricht
Als konkrete Maßnahmen zur zeitnahen Umsetzung sind vorgesehen:
• Sanierungen am Stromnetz des Zoos, um u.a. Leistungsverluste zu reduzieren
• eine Neukonzeption der Lüftungsanlage des Warm- und Affenhauses
• eine Erneuerung von Glasdächern des ehemaligen Papageienhauses sowie des Warm- und Affenhauses mit deutlich verbesserten U-Werten
• die Anbindung an das Energiekontrolling in Zusammenarbeit mit dem Gebäudemangement Landau (GML)
Um den Rest von knapp 100 t CO2 durch erneuerbare Energien abzudecken, kann der Zoo für die Einsparung von 40 t CO2 auf die Erfolge bereits ergriffener Maßnahmen verweisen. Die noch verbleibenden 60 t CO2 könnten u.a. durch eine Fotovoltaikanlage mit einer Fläche von ca. 650 m² kompensiert werden. Dieses wäre eine Maßnahme, die ggf. als Verbundlösung mit anderen den Zoo umgebenden städtischen Liegenschaften denkbar wäre.
Die Klimaschutzbemühungen des Zoo Landau in der Pfalz werden freundlich unterstützt durch: